Humanimal. Das Tier und Wir

2. März 2023 bis 29. Oktober 2023

Die Ausstellung „Humanimal“ präsentiert in einer kulturgeschichtlichen Schau das seit jeher wechselvolle Verhältnis zwischen Zwei- und Vierbeinern. Egal ob verehrte Gottheit oder ertragreiches Schlachtvieh, verwöhntes Familienmitglied oder nützliche Arbeitskraft: Die individuelle Beziehung zu Tieren prägt den Alltag eines jeden Menschen und rührt an nichts Geringerem als dem menschlichen Welt- und Eigenverständnis. Die Sonderausstellung beschäftigt sich mit zentralen Aspekten dieses oft widersprüchlichen Umgangs mit den uns umgebenden Lebewesen.

„Humanimal“ ist eine Ausstellung produziert vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe.

Begleitprogramm

Das Begleitprogramm als PDF

Humanimal. Die Ausstellung im Überblick

Rund 40 Exponate von der Antike bis in die Gegenwart

Ist das Tragen von Pelz noch vertretbar? Sollten wir weniger oder gar kein Fleisch essen? Und seit wann leben Hund und Katze überhaupt mit uns unter einem Dach? Rund 40 Exponate aus dem Sammlungsbestand des Badischen Landesmuseums sowie der Museumsstiftung für Post und Telekommunikation illustrieren die Mensch-Tier-Beziehung von der Antike bis in die Gegenwart und erörtern auch aktuelle tierethische Fragen.

DAS TIER – UND WIR?

Tonfigur „Mayeux Orang-Utan“

Zizenhausen (Stockach), ca. 1836–1840

Stammt der Mensch vom Affen ab? Im Stile einer Karikatur sitzen sich Mensch und Affe in vergleichbarer Haltung gegenüber. Der stehende Mann macht auf die Ähnlichkeit aufmerksam und vermenschlicht den Affen mit dem Zylinder.

VOM UMGANG MIT TIEREN

Tierschutzkalender

Berlin, 1909

Hrsg. vom Verband der Tierschutz-Vereine des Deutschen Reichs

Bunte Tierschutzkalender sind seit Ende des 19. Jahrhunderts populäre Druckmedien. Mit moralisierenden Kurzgeschichten, Sinnsprüchen und Illustrationen sollen Kinder zu respektvollem Umgang mit Tieren aufgefordert werden – ganz im Sinne zeitgemäßer Pädagogik.

KINDER UND TIERE

XXL-Teddybär

Ostasiatische Produktion für Galeria Kaufhof, 2015

Vorbild für den Teddybär ist der europäische Braunbär. Einst in weiten Teilen Europas verbreitet, ist er heute eine geschützte Tierart. Erst das Fehlen wildlebender Bären und die damit verbundene Fremdheit ermöglichte die Charakterisierung dieses Raubtieres als „niedlich“.

DAS TIER ALS UNTERHALTER

Musikautomat mit Tanzbär

Schweiz, Aargau, 1883/88

Der sog. Visions-Automat zeigt einen tanzenden Bären mit seinem Bärenführer. Durch Münzeinwurf aktiviert, erklingt Musik, zu der sich die Figuren bewegen. Die Zurschaustellung von Tanzbären diente der Belustigung auf Jahrmärkten. Dieser Tanz ist das Ergebnis einer qualvollen Dressur.

TIERISCHE KOMMUNIKATION

Spielzeug „Bowlingual Dog Voice Translator“

Takary Tomy, Japan 2009

MSPT

Der Hundestimmenübersetzer wird am Halsband des Hundes befestigt und übersetzt dessen Emotionen ins Japanische. Der Erfindung liegt der Wunsch des Menschen zu Grunde, mit Tieren kommunizieren zu können.

EXKLUSIV UND EDEL – PRESTIGEOBJEKT TIER

Wandleuchte eines Rhesusaffen an einer Bananenstaude

Meißen, Staatliche Porzellanmanufaktur, 1927

Um 1900 nahm die Anzahl an öffentlichen Tierparks deutlich zu. Womöglich wurde der Porzellanaffe nach lebendigen Vorbildern entworfen. Im eigenen Heim diente er als schmückende Wandleuchte. Exotische Tiere gelten als Luxusobjekte – wie auch das wertvolle Porzellan.

VOM NUTZEN DER PFERDE

Plastik „Preußischer Feldpostmeister und Kurier um 1740“

Curt Tausch, um 1939, MSPT

Das Botenwesen ist schon für die Perser (5. Jh. v. Chr.) belegt. Der Einsatz von Pferden verkürzte die Übermittlungszeit erheblich. An Wechselstationen konnten müde Pferde gegen ausgeruhte ausgetauscht werden.

ANGELEINT – HAUSTIERE UND IHRE MENSCHEN

Mädchen mit Haustier

Steingutfabrik Damm, Aschaffenburg, Mitte 19. Jh.

Der Umgang des Mädchens mit ihrem Haustier zeigt geschlechtsspezifische Rollenbilder des 19. Jahrhunderts.

FLEISCH – EIN AMBIVALENTES LEBENSMITTEL

Plastik „Hamburger“

Jürgen Zimmermann, 2005

Bambi als Bulette: Die bekannte Rehkitz-Figur der Karlsruher Majolika-Manufaktur wird in dieser Skulptur provokant inszeniert. Doch weshalb irritiert uns die Vorstellung eines „niedlichen Bambis“ im Burgerbrötchen, während der Genuss eines Rehragouts kein moralisch-kulinarisches Tabu darstellt?

WAIDMANNSHEIL! – MENSCH UND TIER BEI DER JAGD

Petschaft Falknerstatuette, Handstempel zum Siegeln

19. Jh.

Falkner mit Greifvogel, in Beizjagdkleidung. Im 17. und 18. Jh. erfährt die Jagd ihren Höhepunkt. Sie wird zum Privileg und Unterhaltung des Adels. Zu Jagdgehilfen werden Tiere wie Falken. Die Beizjagd wurde schon in der Antike ausgeübt.

DAS TIER IN KULT UND RELIGION

Maneki-neko

China, 2019

Maneki-neko ist nach buddhistisch-shintōistischem Glauben die Wiedergeburt von Kannon, Gott der Gnade und Wohltätigkeit. Als ein ursprünglich japanischer Glücksbringer findet sich die Winkekatze heute auch in der westlichen Populärkultur wider. Als Vorbild dient die Katzenrasse Japanese Bobtail, mit aufgerichteten Ohren und Stummelschwanz.

SCHUFTEN WIE EIN ACKERGAUL – ARBEITSTIERE

Brieftaube (ausgestopft)

MSPT

Tauben werden seit 5000 Jahren domestiziert und der seit griechisch-römischer Antike (5. Jh. v. Chr.) als Kommunikationsmittel verwendet. Sie finden aus ihnen völlig unbekannten Gegenden zurück zu ihrem Schlag, das terrestrische Magnetfeld dient ihnen dabei als Kompass. Die Brieftaube stammt von der Felsentaube ab.

GARANTIERT PFLEGELEICHT – DAS TECHNISCHE TIER

Spielzeugroboter „Aibo ERS-210“

Sony, Japan ab 1999, MSPT

Das Wort AIBO (AI = künstliche Intelligenz + Robot) bedeutet im japanischen „Partner“. Er soll eine pflegeleichtere Variante eines Hundes sein. So kann der smarte Roboter sich bewegen und lebensähnliches Verhalten zeigen, da er die Grundinstinkte eines Hundes kennt.

ÜBERZÜCHTUNG – DAS TIER ZWISCHEN KULT UND QUAL

Porzellanfigur: Mops mit linker, erhobener Pfote

aus Porzellan und Fayence

Porzellanmanufakturen Frankenthal und Höchst, 2. Hälfte 18. Jh.

In Europa waren Möpse bereits im 18. Jahrhundert so populär, dass sie in Porzellan verewigt wurden. Ein Faktor für die Beliebtheit ist die flache Nase, die durch Überzüchtung entsteht. Dabei nimmt man in Kauf, dass die Tiere leiden und kaum atmen können.

ON AIR: Humanimal – Das Tier und wir.

Radiosendung und Podcast zur Ausstellung

Zum Podcast

Das Radio-Team des Museums für Kommunikation produziert „On AIR: Humanimal“ in einer Kooperation mit Radio X – dem Stadtradio von Frankfurt – als Livesendungen jeweils am 2. Mittwoch im Monat von 15:00-16:00 Uhr. In der Sendung geht es um die oft ambivalente Beziehung zwischen Mensch und Tier. Es sind jeweils Expert*innen zu unterschiedlichen Themen auf Sendung, es geht u.a. um Tiere und Monster im Science Fiction, um Zoo- und Stadttiere, aber auch um Postpferde und Brieftauben. Nach der Ausstrahlung wird die Sendung sieben Tage lang in der Radio X-Mediathek zu hören sein, bevor diese als Podcasts hier online veröffentlicht wird. Wir sind schon tierisch neugierig – und ihr?

Der „Humanimal“-Podcast geht in Frankfurt in die zweite Staffel, die erste Staffel wurde zusammen vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe und Querfunk – Freies Radio Karlsruhe initiiert, begleitend zur Humanimal-Ausstellung.

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