Hallo! Wer da? Slowenische und deutsche Handygeschichte(n)
17. September 2023 bis 17. März 2024
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Technischen Museum Sloweniens im Kontext der Frankfurter Buchmesse 2023 mit Slowenien als Ehrengastland
Der Mobilfunk verbindet Menschen und Ländern zu einer großen Kommunikationsfamilie. Mit der Frage „Hallo! Wer da?“ begrüßen wir in Frankfurt das Buchmesse-Gastland Slowenien zu einem Gespräch über die Entwicklung des Mobilfunks in Slowenien und Deutschland.
Bedingt durch unterschiedliche politische Systeme und technische Entwicklungen zeigten sich vor allem in den frühen Jahren des Mobilfunks Unterschiede. In Slowenien entstand erst nach der Unabhängigkeit im Jahr 1991 ein erstes Mobilfunknetz. Ohne politische Restriktionen breitete sich Mobiltelefonie schnell aus und begleitete die neu gewonnene Freiheit. Frei wie ein Vogel – das Symboltier unserer Ausstellung – entwickelte es sich zu einem offenen Kommunikationssystem mit ganz ähnlichen Erfahrungen und Herausforderungen wie in Deutschland. Entlang ausgewählter Objekte zeigt die Ausstellung die Entwicklung der slowenischen und deutschen Handykultur im Dialog – von den wechselhaften Anfängen der Mobiltelefonie in unterschiedlichen politischen Systemen bis in die gemeinsame Gegenwart und Zukunft globaler Kommunikation.
Auch die Besucherinnen und Besucher können vor Ort mit einer ausliegenden Gesprächsnotiz an unserem Gespräch teilnehmen und uns ihrer eigene(n) Handygeschichte(n) erzählen.
Hallo! Wer da? Die Ausstellung im Überblick
Über 100 Exponate Rund um das Handy und die Mobiltelefonie aus den Sammlungen der Museumsstiftung Post und Telekommunikation und des Technischen Museums Slowenien treten in den Kunsträumen des Museums für Kommunikation in Frankfurt in einen Dialog. In Grün (der Landesfarbe Sloweniens) und Orange werden die Nutzungsgeschichten der beiden Länder erzählt.
Das Telefon wird mobil (bis 1990)
Die ersten Mobiltelefone in Deutschland waren schwer und sperrig und daher meist in Fahrzeuge eingebaut. Das Netz bestand aus vielen Funkzellen, die alle eine eigene Vorwahl hatten. Beim Wechsel in eine andere Funkzone brach das Gespräch ab und erreichbar war man nur, wenn der genaue Standort des Autos bekannt war. Aber immerhin: Für rund 10.000 DM plus laufende Kosten war das Telefonieren von unterwegs möglich.
Slowenien war bis 1991 Teil der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Sämtliche Bereiche der Kommunikation wurden während dieser Zeit von der staatlichen Pošta, telegraf, telefon (PTT) verwaltet. Private Telefonanschlüsse waren selten und die Militärdominanz im Funkverkehr erschwerte den Aufbau eines öffentlichen Mobilfunknetzes. Erst mit der politischen Unabhängigkeit am 25. Juni 1991 kam das Mobiltelefon als zusätzliches Symbol der neugewonnen Freiheit nach Slowenien.
Das digitale Mobilfunknetz: 1991/92–2000
Slowenien erklärte sich am 25. Juni 1991 für politisch unabhängig von Jugoslawien. Die PTT Slovenije aktivierte die erste Basisstation des landeseigenen Mobilfunknetzes in der Hauptstadt Ljubljana und gründete das Unternehmen Mobitel, das sich umgehend an den Auf- und Ausbau des neuen Mobilfunknetzes machte. Ohne politische Restriktionen dehnte sich das Netz schnell aus und der Mobilfunk erreichte als Symbol der neuen Freiheit die Haushalte – oft schneller als der gleichzeitige Ausbau der leitungsgebundenen Telefonanschlüsse.
Das erste digitale Mobilfunknetz (D-Netz) eröffnete 1992 in Deutschland. Die beiden Netzanbieter D1 (Telekom) und D2 (Mannesmann Mobilfunk, später Vodafone) boten die ersten Geräte für den neuen Mobilfunkstandard Global System for Mobile Communication (GSM) an.
In Slowenien und Deutschland stieg die Anzahl der Mobilfunkanschlüsse in den 90er Jahren gleichermaßen stark an. Anfangs als „Knochen“ belächelt, waren die Mobiltelefone vor allem für Geschäftsleute und besonders wichtige Menschen interessant. Als die tragbaren Telefone aber kleiner, handlicher und günstiger wurden, ließen sich immer mehr vom Mobiltelefon überzeugen und das Handy trat in beiden Ländern seinen Siegeszug an.
Nach der Liberalisierung des Mobilfunkmarktes in Slowenien musste sich Mobitel neben anderen Netzbetreibern auf dem Markt behaupten und auch in Deutschland erhielt die Telekom (D1) nach der Privatisierung der Post Konkurrenz. Ein Resultat waren günstige Prepaid-Tarife ohne laufende Vertragskosten, die in Deutschland (ab 1997) und in Slowenien (ab 1998) neue Kundenkreise eröffneten und zum damaligen Handy-Boom beitrugen.
In Zusammenarbeit mit BirdLife Slowenien (DOPPS) brachte Mobitel neben Mobiltelefonen mit Vogelnamen auch Prepaid-Karten auf den Markt, auf denen die heimischen Vogelarten abgebildet waren. Die Kampagne mit dem Slogan „Den Himmel mit den Vögeln teilen“ sollte das ökologische Bewusstsein der Handy-Nutzer:innen schärfen.
Smartphone (2006–heute)
Das Smartphone machte dort weiter, wo das Handy eine technische Grenze erreicht hatten. Mit größeren Displays, leistungsstarken Prozessoren und ständiger Internetverbindung machte es das Konzept multifunktionaler und internetfähiger Mobiltelefone populär. 1996 kombinierte Nokia dazu erstmal die Mobilität des Handys mit der Funktionsvielfalt eines digitalen Organizers und läutete damit das Zeitalter der intelligenten Mobiltelefone ein.
Recycling (bis heute/morgen)
In einem modernen Mobiltelefon sind Edelmetalle, seltene Erden und andere wertvolle Rohstoffe im Wert von rund einem Euro verbaut. Das ist nicht viel. Weltweit nutzen aber 3,9 Milliarden Menschen ein Smartphone und jedes Jahr kommen weitere hinzu; allein 2022 waren es rund 1,21 Milliarden. Zudem schlummern in klassischen Mobiltelefonen versteckte Werte, die bereits verloren sind und ohne eine umfängliche Recyclingquote auch künftig verloren bleiben.
Zusammen mit der slowenischen Bienenzüchtervereinigung startete Telekom Slovenije ein Rücknahmeprojekt für alte Mobiltelefone. Für jedes zurückgegebene Gerät wird ein „Honig-Baum“ für die Bienen in Slowenien gepflanzt. Wer sein Alt-Handy in einer Verlaufsstelle abgibt, erhält zusätzlich ein Armband – das Treecelet – als Dankeschön, das Menschen mit Behinderung herstellen. Durch das Projekt konnten bereits 1.000 Bäume gepflanzt werden.
Die Zukunft: 5G+ (gestern/heute/morgen)
Die Geschwindigkeit der Datenübertragung im Mobilfunk spielt eine zentrale Rolle in der Erfolgsgeschichte des Mobiltelefons. Anfangs waren die Datenpakete noch sehr klein und die Möglichkeiten des mobilen Internets begrenzt. Die Standards der dritten, vierten und fünften Generation – 3G, 4G und 5G – erhöhten jedoch die Geschwindigkeiten und machten Videochats, Streaming und andere Online-Dienste selbstverständlich. Heute surfen viele mit dem Smartphone schneller als im WLAN zu Hause.
Das slowenische Unternehmen Moneta entwickelte das weltweit erste Online-Bezahlsystem für Mobiltelefone. Die Transaktionen wurden über einen Code abgeschlossen und die Beträge über die Telefonrechnung abgebucht. 2019 wurde der Dienst in die intelligente Geldbörse VALU integriert, mit der die Telekom Slovenije die nächste Genration digitaler Bezahlsysteme einführte.
SmartWatch, Datenbrille und faltbare Displays kündigen Veränderungen im Umgang mit den Smartphones an. Wird das Smartphone zu einem Computer im Hintergrund werden, auf den wir nur noch über interaktive Zusatzgeräte zugreifen? Oder wandert es sogar als Implantat von der Tasche in den Körper? Noch ist ungewiss, was kommen wird. Sicher ist jedoch, dass sich das Mobiltelefon immer weiterentwickelt hat und die Technologieunternehmen bereits am Smartphone der Zukunft arbeiten.
Behind the Scences – Ein Einblick in den Ausstellungsaufbau